Traditionell wird erst ein Produkt entwickelt, dann die Kommunikation und die Distribution geplant. Im Design Reaktor Berlin wird dies zeitgleich erarbeitet, um die Effizienz der Entwicklung und die Identität der Produkte zu steigern. Angestrebt wurde eine Positionierung der Produkte zwischen Experiment und Kommerz.
Expertengespräche zu Markt-, Kommunikations- und Distributionsstrategien begleiten den Design Reaktor Berlin.
Was ist alles ein Accessoire?
Accessoires lautete das Oberthema des zweiwöchigen Workshopclusters zum Beginn des Design Reaktor Berlin. Schon vor 100 Jahren spielten Accessoires wie Fächer, Sonnenschirm oder Handschuhe, bzw. Kavaliersdegen, Hut oder Schuhschnallen eine hervorragende Rolle. Und auch deren Verzicht als Zeichen der Aufgeklärtheit, wie die Krawatte bei Schiller, ist nicht neu. Die Workshopleiter Dr. Nicole Busch, Peter Zizka, Prof. Andreas Mühlenberend, Franziska Schreiber, Ronen Kadushin und Peter Bünnagel diskutierten warum Accessoires derzeit so erfolgreich sind; welche Bedeutung sie für die Gesamterscheinung haben oder ob ein Waschbrettbauch oder ein Stuhl von Ray und Charles Eames ebenfalls Accessoire sind.
Gefragt wurde auch, welche Funktion das Dekorative hat, welche Funktion ein Accessoire erfüllt und ob es Accessoires für Accessoires gibt und ob Accessoires heute noch Ausdruck politischen Denkens sind wie sie es während der Französischen Revolution oder in der Schwulen Kultur der 1980er Jahre waren. Deutlich wurde, wie wichtig Accessoires sind um die eigene kulturelle Kompetenz zu zeigen.
Die ganze Geschichte
Ein entscheidender Faktor für den unternehmerischen Erfolg ist die integrierte Entwicklung von Produkt, Kommunikation und Distribution. Dies steigert die Effizienz der Entwicklung, die Identität der Produkte und trägt wesentlich dazu bei, dass die Geschichte des Produkts beim Kunden ankommt und bei ihm ein Begehren oder eine Akzeptanz auslöst.
Freitag: Unternehmer der alten Art im jungen Gewand
Seit 1993 produziert und vertreiben Daniel und Markus Freitag Taschen und Accessoires aus recycelten LKW-Planen, Fahrradschläuchen und Autogurten. Damit lösten sie eine neue Welle in der Taschenwelt aus. Neben den Produkten gestalten sie mit namhaften Designern und Architekten das Erscheinungsbild des Unternehmens, die Webseite, die Schweizer Produktionsstätte sowie Flagships-Stores in Hamburg, Davos und Zürich.
Diakonie in Düsseldorf: Integriertes Design gegen Ausgrenzung
Torsten Nolting ist als Pfarrer Unternehmer. Er leitet die Diakonie in Düsseldorf. Christliche Nächstenliebe muss gestaltet werden. Statt der tradierten ästhetik sozialer Einrichtungen setzt Nolting auf Architektur, Design und Kunst renommierter Gestalter, um bei den Klienten die Sehnsucht nach einem anderen Leben zu wecken und zugleich das Selbstverständnis der Diakonie von innen zu erneuern.
Chicks on Speed: State of the Art der Markenführung
Die ehemaligen Münchener Kunststudentinnen Melissa Logan und Alex Murray-Leslie operieren mit ihrer 1998 gegründeten Marke «Chicks on Speed» in den Geschäftsfeldern Mode, Kunst und Musik. Ihr stark auf Guerilla-Marketing beruhender weltweiter Ruhm hat Spuren hinterlassen, die sich wie ein Virus überall verbreiten und beispielsweise bei Yves Saint-Laurent, Martine Sitbon, Louis Vuitton, Dior oder H&M auftauchten.
Hochschule + Markt
Hochschulen arbeiten mit Unternehmen oder werden für eine begrenzte Zeit selber zum Unternehmen. Vier Hochschullehrer berichteten über ihre Ziele und Projekterfahrungen. Eine Erfahrung aller sind die unterschiedlichen Zeithorizonte der Unternehmen und der durch die Semester getakteten Hochschulen.
Erste Markterfahrungen
Die Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle, betreibt in der Innenstadt ein eigenes Geschäft. Unter der Leitung von Prof. Klaus Michel und Prof. Guido Englich entstanden Konzept, Ladenbau und Produkte. Inzwischen gibt es auch einen temporären Laden der große Erfolge auf dem Berliner Designmai oder auf Messen in Köln und Frankfurt erzielte.
Design-Check im Freistaat Sachsen
Prof. Dr. Jörg Petruschat hat mit den Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden einen Design-Check für regionale klein- und mittelständische Unternehmen angeboten. Akzeptanz und Positionierung ihrer Produkte, den Auftritt und die Selbstdarstellung des Unternehmens sowie vorhandenen Innovationspotentiale wurden analysiert.
Produzieren für die Praxis
Prof. Uwe Janssen stellte das Modelabel der FHTW Berlin «30 Paar Hände» vor. Studierende mehrerer Fachgebiete erproben hier den Alltag und verkaufen ihre Entwürfe an renommierte Einzelhändler.
Unternehmer sein lernen
Prof. Dr. Günter Faltin lehrt an der FU-Berlin Entrepeneurship. Bekanntestes Beispiel für schlanke Unternehmen die auf einer Idee beruhen ist sein Unternehmen «Teekampagne».
Erfolgsfaktoren im Einzelhandel
Ein Erfolgskriterium guter Produkte ist deren Beachtung, ein ganz anderes der Verkauf.
Berlinomat: Die Plattform für Berliner Design
Jörg Wichmann hat 2003 zusammen mit seiner Partnerin Theresa Meirer, Berlinomat, eine Verkaufsplattform für Berliner Designer, eröffnet. Auf 260 Quadratmetern werden Mode, Möbel und Accessoires von 150 Berliner Gestaltern angeboten. Ziel ist es darüber hinaus Berliner Design national und international zu vermarkten sowie Kooperationen mit der Industrie anzubahnen.
ECE: Einkaufszentren in der Innenstadt
Matthias Brink ist als Bereichsleiter für die Einkaufszentren der ECE in Berlin verantwortlich. Die ECE betreibt in 15 Ländern 90 Einkaufszentren in denen 10,4 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erzielt werden. Erfolgsfaktoren sind u.a. der Standort, Steigerung der Kundenfrequenz durch Events und Beratung der Mieter aus dem Einzelhandel zum Beispiel über Kennzahlen wie Quadratmeterumsatz und Lagerumschlagsgeschwindigkeit.
Globetrotter: von 150 Quadratmeter auf 118 Millionen
Das 1979 auf 150 Quadratmetern gegründete «Spezialgeschäft für Expeditionen, Safaris, Survival und Trekking» entwickelte sich schnell zum Lifestyle-Unternehmen und ist heute europäischer Marktführer. Thomas Lipke wurde vom Kunden zum Geschäftsführer bei Globetrotter Ausrüstung. Er sprach über Marktnischen, Communitymanagement, Erlebniseinkauf und Multichannel-Strategien.